Private Notstation
#1
Hallöchen,ich hab mal wieder ne frage Zwinker
ich hab mir mal meine finanzen angeschaut und dann beschlossen ich möchte gerne eine kleine private notstation für ca 5-6 meeris werden..
wer hat damit schon erfahrung?
wo kommen die notschweinchen her?
wie läuft eine vermittlung ab?

bitten erzählt mir alles Zwinker

lg linda
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#2
Hallo,

wenn Du eine richtige Notstation haben willst, brauchst Du dafür eine Erlaubnis nach §11 Tierschutzgesetz. Du musst einen Sachkundenachweis (BNA) haben, ein polizeiliches Führungszeugnis und das mit einem Antrag zusammen beim zuständigen Veterinäramt einreichen. Die kommen dann und gucken, ob alles ok ist - genügend Platz und Quarantänebereich (gefliester Raum, darf aber nicht Dein Badezimmer sein).

Generell alles kein Problem, aber dieser blöde Sachkundenachweis ist ziemlich teuer Traurig
Alleine der Schulungsordner für Kleinsäuger hat 130,00 € gekostet. Der ist in mehrere Bereiche aufgeteilt wie Gesetzliche Grundlagen, Biologische Grundlagen, Erwerb und Haltung, Spezieller Teil (da wird jede Nagerart, übrigens auch Frettchen und Kaninchen, speziell behandelt) und dann noch ein Anhang mit Tierschutzgesetz, den Auflagen für Quarantäne, Transport etc. eben der ganze Gesetzeskram und dann noch der Teil für Exoten. Das sind ziemlich viele Seiten Rolleyes

Dazu kommt dann später, dass Du als Notstation ja alle Kosten zu tragen hast, die anfallen. Tierarzt (Behandlungen, Kastrationen, Kontroll-Check, Medikamente etc.), Heu, Streu, Frischfutter usw. Das geht ganz schön ins Geld und kommt nur zu einem Bruchteil über die Schutzgebühr wieder rein. Man hat an Kosten meist das doppelte bis vielfache von der Höhe der Schutzgebühr. Von der Zeit mal ganz abgesehen, die man investieren muss. Es ist schon passiert, dass mich zwei Nottiere mehr beschäftigt haben, als meine eigenen 11 Wutzen Zwinker

Böcke sollten nur kastriert abgegeben werden. Mädels dürfen nicht trächtig weitergegeben werden = Du hast sie mindestens 6-8 Wochen bei Dir sitzen.

Man braucht weitgehende Kenntnisse, was Krankheiten, Sozialverhalten, Päppeln, Aufzucht etc. der Meeris erfordern. Ebenfalls sollte ein sehr meerierfahrener Tierarzt ständig zur Verfügung stehen.

Für Schutzverträge gibts Vorlagen im Internet.
Bitte auch an die Zeit denken, die Vor- bzw. Nachkontrollen der Plätze benötigen. Man sollte natürlich über eine gute Menschenkenntnis verfügen.

Wichtig ist also Planung: gibt es Helfer, die Du zum Schutz der Tiere in Anspruch nehmen kannst, wenn Du einen Unfall hast, ins Krankenhaus musst oder sonstwie krank bist oder aber in den Urlaub fährst?
Hast Du genug finanzielle Reserven? Ein Tier kann Dich 'mal eben' 100 bis 200 Euro kosten.

Es kann vorkommen, dass Tiere alle zwei Stunden gepäppelt werden müssen. Kannst Du das gewährleisten? Kannst Du Abszesse spülen, Spritzen geben etc.? Kennst Du Dich mit Parasiten aus? Weisst Du genug über Zoonosen, um Dich und die anderen Tiere zu schützen?


Viele Fragen, viel zu bedenken, aber es ist einfach so, dass man nicht mal 'so eben' eine Notstation aufmacht. Auch wenn man nur wenige Tiere aufnimmt, brauchen sie dennoch volle Aufmerksamkeit und ein ziemlich großes Wissen - neben Platz und Geld -, wenn sie es bei Dir besser haben sollen, als da, wo sie herkommen.


LG Heike
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#3
ohman... ok das ist ja ne ganze menge... wie ist das denn bei dir heike? du nimmst ja auch notschweinchen auf, also ich meine jetzt nicht dein wissen und so, das haste nehm ich mal an.. bist du offiziell eine notstation? oder wie sieht das aus...?

lg linda
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#4
(05.04.2010, 20:36)blackfemme schrieb: ohman... ok das ist ja ne ganze menge... wie ist das denn bei dir heike? du nimmst ja auch notschweinchen auf, also ich meine jetzt nicht dein wissen und so, das haste nehm ich mal an.. bist du offiziell eine notstation? oder wie sieht das aus...?

lg linda
Ich musste den Sachkundenachweis für Kleinsäuger machen und das Vet-Amt war auch zweimal hier Zwinker

Ich werde mich hüten und mich im Inet eine 'offizielle Notstation' nennen, denn dann werden noch mehr Tiere hier bei mir abgeladen Wah

Ich habe nun mal eine begrenzte Aufnahmekapazität. Mehr als 8- 10 Tiere geht auf gar keinen Fall (und darin sind die Quarantäneplätze mit eingerechnet!) und dann auch nur, wenn es bestimmte Konstellationen sind...

Letztes Jahr hatte ich relativ viel Glück und kaum großartig kranke Tiere, daher waren es 'nur' ca. 450 Euro an TA-Kosten zzgl. Medis. Dazu kommen dann noch Frischfutter, Heu, Streu etc. sowie gut das doppelte an Benzinkosten, um Tiere wegzubringen, Nottiere abzuholen, Endplatzkontrollen zu machen etc.

Man muss so schon ständig parat stehen (krankes Nottier kommt Weihnachten, 4 verflohte Nottiere am Neujahrstag, ein krankes Tier kurz vorm Urlaub, der dann natürlich ins Wasser fällt). Man wird ohne Rücksicht auf Tageszeiten angerufen, um Tiere gebracht zu bekommen oder weil jemand 'jetzt sofort' ein Tier haben will.

Soll ich noch mehr schreiben? Zwinker

Übrigens ist gerade Berlin gut mit Notstationen abgedeckt.
Hier ein paar davon:
Notmeerschweinchen®.de e.V.
Notmeerschweinchen - Löwenzahn
http://www.mehr-schwein-fuer-alle.de.tl/Home.htm
Notmeerschweinchen in Berlin


LG Heike
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#5
ich hab das gefühl du willst mir das ausreden Zwinker nee aber ist schon sehr super informativ was du alles schreibst.. jetzt hab ich mein vorhaben etwas umgekrempelt.. würde schon gerne kleinen notmeeries unterstützen. wenn ich maximal 1-2 tiere aufnehme sie päppel etc. und dann vermittel das währe doch ne gute lösung... da reichen die finanzen dicke, unterstützung hab ich durch meine mum und 2 freundinnen ... platz ist auch da.. was hälste davon?

lg linda
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#6
(05.04.2010, 21:07)blackfemme schrieb: ich hab das gefühl du willst mir das ausreden Zwinker
Ich möchte Dir lediglich klarmachen, dass sowas keine Spielerei ist sondern sehr viel mehr dahinter steckt. Unter anderem muss man sehr viel lesen (Fachliteratur von Ilse Hamel, Dr. Ewringmann, Dr. Sachser, Jörg Zinke etc.)

Zitat:.. würde schon gerne kleinen notmeeries unterstützen. wenn ich maximal 1-2 tiere aufnehme sie päppel etc. und dann vermittel das währe doch ne gute lösung...
- wo bekommst Du die Nottiere her?
- kennst Du Dich mit allen gängigen Parasiten samt Erkennung, Behandlung, Vorbeugung etc. aus? Hast Du die entsprechenden Notfall-Medikamente zuhause?
- kennst Du Dich mit der Biologie und Krankheiten die Meeris betreffend GUT aus?
- die Tiere sollten nicht alleine sitzen


Es ist nicht nur päppeln. Die meisten Nottiere sind von Parasiten und Pilz befallen. Einige haben Abszesse, Penisvorfall, kaputte Zähne, verdrehte Krallen, verfilztes Fell etc.

Zitat:unterstützung hab ich durch meine mum und 2 freundinnen ...
Wenn die obiges auch alles können, ist das schon sehr gut. Denk daran, sie sollen Dich ersetzen können - nicht einfach nur mal bisken füttern.
= Krankheitserkennung
= erste Hilfe
= falls notwendig alle 2 Stunden päppeln
und und und

Zitat:platz ist auch da..
Weder in dem Raum, wo Deine eigenen Tiere gehalten werden noch in einem Zimmer, wo geschlafen oder gekocht wird?

Zitat:was hälste davon?
Nicht viel. Es ist alles zu unausgegoren.
Ich habe Dir ja schon gesagt, es gibt viele Notstationen in Berlin - geleitet von Leuten, die bereit waren, die entsprechenden Qualifikationen zu erlernen.

Wende Dich doch mal an Notmeerschweinchen®.de e.V. und mache einen Termin mit Oliver Kannapinn oder Marion Staufenbiel ab. Erkundige Dich genau, schau Dir die Arbeit dort an.

Man macht doch auch einen Führerschein, bevor man ins Auto steigt.
Warum dann nicht auch die Fachkenntnis aneignen, bevor man mit Tieren handelt?


Liebe Grüße
Heike
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#7
soo vielen dank für die ganzen infos.. ich lasse mir das lles mal gut durch den kopf gehen. DANKE!!!!!!

lg linda
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#8
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#9
boah krass... ja ich weiss grad nich was ich sagen soll...
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#10
Das wusste ich damals auch nicht. Bei Sona musste ich die ganze Zeit - während ich den blödsinnnigen Aussagen der Noch-Besitzerin lächelnd zuhörte - in Gedanken meine Faust beruhigen und davon abhalten NICHT zuzuschlagen. Sona war das erste Tier hier, was von normalem HEU aufgebläht war - sie kannte bis dato nur Stroh. Im krassen Gegensatz dazu dann ein riesiges Grundstück und auch vom Haus her nicht arm...

Solche Ställe habe ich auch schon ausgemistet:
[Bild: 2010emsland.jpg]
Quelle: Emsland-Notfall
(Das ist wirklich sehens- und lesenswert. Mittlerweile sind aber alle Tiere untergebracht. Ich habe vorgestern mit einer der Helferinnen telefoniert.)

Und mehr darf man nicht machen, weil die Tiere eine "Sache" sind und wenn man sie einfach mitnimmt, ist es Diebstahl. Der Tierschutz war irgendwann mal da. Es gab Auflagen, danach wurde nie wieder danach gefragt.


LG Heike
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