Artgerechte Ernährung
#1
Ernährung

Meerschweinchen haben einen sogenannten Stopfmagen und somit keine Magen- und Darmmuskulatur.
Das bedeutet, dass Meerschweinchen spätestens alle 2-3 Stunden rohfaserhaltige Nahrungsmittel fressen müssen,
damit die Nahrung immer weiter durch den Verdauungsapparat geschoben wird,
sonst einstehen Verstopfung (der Nahrungsbrei fault an im Darm) oder gefährliche Luftlöcher.

In der Natur fressen Meerschweinchen alle 30 Minuten und nehmen so 60 kleine Mahlzeiten am Tag ein.
Sie ernähren sich in der Natur fast ausschließlich von Andengras (das ist nährstoffreiches, rohfaserreiches aber sehr trockenes Gras) und Kräutern.

Der Magen- und Darmtrakt des Meerschweinchen ist speziell auf die Verwertung von trockenem Gras und Kräutern eingestellt.
Meerschweinchen sind Rohfaserfresser und ziehen ihrer ganze Energie aus Rohfaser.
Fette, Eiweiße und Zucker werden schwer verdaut und führen zu Verdauungsproblemen.
Das ständige Mahlen des Heu sorgt zudem für den Zahnabrieb der Backenzähne, die ständig nachwachsen.

1. Heu (trockenes Gras) ist somit das Hauptnahrungsmittel unserer Meerschweinchen (welches ihrer natürliche Nahrung im Rohfasergehalt am nächsten kommt).
Heu muss immer vorhanden sein, damit die Meerschweinchen jede Stunde etwas davon fressen können.
Das Heu sollte staubfrei und nicht grau sein, also leicht grünlich (aber auch nicht zu grün, weil dann zuviel Eiweiß drin ist).
Es darf nicht nass sein (deswegen sollte man Heuraufen aufhängen oder Stellen, damit nicht alles vollgepieschert wird.
Die Halme sollten lang sein, damit der Zahnabrieb gefördert wird.
Rund 100g Heu sollte EIN Meerschweinchen am Tag fressen.

Also das Wichtigste ist HEU; HEU; HEU UND HEU.

Heu sollte gefressen werden zum
1. Frühstück,
2. Frühstück,
3. Frühstück,
Zwischenmahlzeit,
Mittag,
Nachtisch,
Zwischenmahlzeit,
Kaffeezeit,
Zwischenmahlzeit,
Abendbrot,
Snack beim Fernsehen,
Betthüpfer,
1. Nachtmahlzeit,
2. Nachtmahlzeit,
3. Nachmahlzeit,
4. Nachtmahlzeit,
5. Nachtmahlzeit...

Der Snack zwischendurch: Unser Heu entspricht im Rohfasergehalt dem Andengras, allerdings ist dies Andengras sehr vitamin- und mineralhaltig.
Deswegen können unsere Schweinchen nicht nur mit Heu ernährt werden. Vitamine und Mineralien müssen separat gefüttert werden.

2. Vitamine füttert man am besten in Form von abwechslungsreichem Grünfutter.
Grünfutter sollte in kleinen Portionen 2-5 mal Tag gefüttert werden und die Tagesdosis sollte 80-100g pro Tier nicht über-schreiten.
Denn je mehr Grünfutter sie kriegen desto weniger Heu fressen sie und das hat negative Folgen auf den Magen und Darmtrakt.
Der gerät langsam aus dem Takt.

3. Mineralien füttert man am besten in Form von getrockneten oder frische Kräutern.
Hierbei sollte man jedem Meerschweinchen eine kleine Handvoll 1-2mal die Woche unter das Heu mischen.
Am idealsten mischt man die Kräuter selber aus z.B. Grünen Hafer, Pfefferminze, Kamille, Brennnesselblätter, Löwenzahn, Luzerne, Petersilie, Melisse, Gänseblümchen und auch Salbei.
Vorsicht eine Überfütterung an Mineralien kann leicht zu Blasensteinen führen. Weniger ist hier mehr. Ein 1000g Meerschweinchen braucht zwar Mineralien, aber nur wenig.

5. Abnutzung der Vorderzähne. Die Hinterzähne werden ja durch das Heu ordentlich abgenutzt, damit die Vorderzähne kurz bleiben , sollte man den Meerschweinchen was zum Nagen in den Käfig legen.
Hier eignen sich Hölzer am besten: Obstbaumzweige, Birke, Weide, Haselnuss, Buche.
Brot ist NICHT geeignet: es weicht sofort im Maul auf und die Inhaltstoffe (Getreide, Zucker, Hefe) sind schädlich.

Mehr braucht ein gesundes Meerschweinchen nicht und mehr sollte es auch nicht bekommen.
Alles was die Zooläden ansonsten anbieten an Hauptfutter/Trockenfutter, Knabberstangen, Drops, Le-ckerlies ist schädlich.
Einmal durch die schädlichen Inhaltsstoffen an sich und zum anderen, weil mit jedem Bissen Trockenfutter, dann weniger Heu gefressen wird.
Die Produkte in den Läden enthalten Fette, Stärke, Zucker, Eiweiß, pflanzliche und tierische Abfallprodukte, Honig, Farbstoffe und ganz wenig Rohfaser, dafür Mineralien in Überdosierung.
Ursprünglich wurde das Futter mal für Mastkaninchen und Versuchstiere produziert.
Die mussten schnell Fett ansetzen und brauchten nicht alt werden.
Es ist billig in der Herstellung.
Alle Zooladenprodukte enthalten zudem Getreide, weil es früher als gesund galt (und alle sonstigen Nagetiere fressen schließlich Getreide und der Mensch auch).
Aber gerade Getreide ist schädlich für den Meerimagen, aber als das bekannt wurde, verdiente man schon sehr gut an den „Cerialien“ und sah keinen Grund umzustellen.
Alle Produkte im Zooladen sind für den Menschen gemacht worden, dem suggeriert wird, seinem Tier was Gutes, Leckeres, Besonderes zu tun.
Denn die Industrie hat entdeckt, dass sie sehr gut verdient an den Haustieren.
Diese Branche boomt heutzutage als Einzige mit unglaubliche Gewinnen.
Aber Getreide, Farbstoffe, Zucker und Honig sind nicht gut für das Meerschweinchen.
Sie zerfressen die Zähne, zerstören die Magenwand, schädigen den Darm, führen zu Tumoren.
Das ist keine artgerechte, gesunderhaltene Ernährung.
Diese Produkte sind billig in der Herstellung und können teuer verkauft werden (keiner verdient viel an Heu).
Und sie verhelfen dem Tier zu einer kürzeren Lebensdauer, damit ein Neues gekauft werden muss. Es ist Geschäftemacherei.

Wenn Sie dem Tier was Gutes tun wollen, dann füttern Sie bitte artgerecht und geben als Leckerlie ein Gurkenstück oder ein Löwenzahnblatt
und auch wenn das Füllen des Napfes mit einem Hauptfutter praktischer erscheint als das Rumsauen mit Heu, die Langzeitfolgen solch einer „praktischen“ Fütterung wären fatal und nicht artgerecht.
Auch die Ansicht; dass ein bisschen nicht schadet, teile ich nicht, denn schon ein Esslöffel Trockenfutter sorgt dafür, dass ca. 1/3 weniger Heu aufgenommen wird.

Besondere Fütterung: Zuchttiere, Tiere in Außenhaltung, alte und kranke Tiere und Jungtiere brauchen mehr Energie als normale Meerschweinchen.
Hier sollte man auf energiereiches, aber gesundes Futter achten:
Viel Energie enthalten Möhren, grüner Hafer, Erbsenflocken, Ackerbohnenflocken; Maiskolben, (Nüsse und Sonneblumenkerne- sehr fettig)



@Petra Lahann (Artikel aus meerschweincheninnot.de / 15.07.2009)
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