Cirpen - Vogelgezwitscher
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Cirpen

Das Wort "Cirpen" ist sehr lautmalerisch und beschreibt die Geräusche der Meerschweinchen ziemlich genau.
"Cirpen" ist der wissenschaftliche Ausdruck, "Vogelgezwitscher" sagen viele in der Umgangssprache.
Viele Meerschweinchenbesitzer werden diese Laute schon einmal gehört haben.
Sie sind ganz anders, als die sonstigen Äußerungen.
Es hört sich wirklich an, als würde ein Vogel zwitschern.
Die Laute können ganz laut sein und lange andauern.
Fast meint man, die Meerschweinchen würden "singen".
Das Problem ist meist, dass man die Laute nicht lokalisieren kann.

Zum Thema Cirpen gibt es eine Arbeit von Dr. Adelheid Stahnke "Verhaltensunterschiede zwischen Haus- und Wildmeerschweinchen" (Zeitschrift für Säugetierkunde Band 52, 1987, S. 294-307).
Die definiert darin das Cirpen folgendermaßen:

"Das Cirpen gehört zu den lautesten Vokalisationen der Meerschweinchen.
In rascher, rhythmischer Folge werden die Laute ausgestoßen.
Beim Hausmeerschweinchen sieht man jedes Mal die Bewegung des ganzen Körpers, bedingt durch die bei der Lautgebung eingesetzten Kraft.
Das Cirpen kann bis zu 20 Minuten dauern, maximal werden etwa 100 Silben in einer Minute ausgestoßen, über 20 Minuten wurden 800 Silben gezählt.
Das Cirpen wurde in zwei verschiedenen Situationen registriert, wobei das Verhalten des Tieres hohe Erregung und leichte Unsicherheit anzeigt und auf einen starken Konflikt hinweist.
Zum einen trat der Laut als Reaktion auf ein ungewohntes Objekt oder ungewohntes Geräusch auf, zum anderen (in der weitaus häufigeren Zahl der Fälle) bei besonderen sozialen Ereignissen,
wie Rangauseinandersetzungen oder (bei Männchen) wenn Weibchen fortpflanzungsbereit waren.
Das Cirpen tritt nie bei Einsetzen des Ereignisses auf, sondern oft erst Minuten später."

Dazu ein anderer Meerschweinchenexperte, Prof. Sachser:

"Das Cirpen tritt vor allem dann auf, wenn ein Tier sozial überfordert ist,
d.h. mit einer bestimmten sozialen Situation nicht richtig klarkommt.
Insgesamt ist das Cirpen eine nur sehr selten ausgeführte Vokalisation."

Interessant ist bei Frau Dr. Stahnke der Vergleich zwischen Haus- und Wildmeerschweinchen.
Dabei zeigt sich, dass Wildmeerschweinchen sehr viel häufiger und variationsreicher cirpen, ja, dass es sozusagen in ihre "Alltagssprache" gehört.
So cirpen beispielsweise in Gefangenschaft lebende Wildmeerschweinchen vor allem in der Anfangszeit, wenn sie einen Menschen erblicken.

Offenbar hat sich die Art der Verständigung bei Hausmeerschweinchen abgeschwächt, da die Verhaltensweise nicht mehr so notwendig ist.
Sowohl Stahnke, als auch Sachser haben festgestellt, dass das Verhalten der Wildmeerschweinchen untereinander sehr viel aggressiver ist, die Tiere leben mehr auf "Abstand".
Sachser hat in seinem Fernsehfilm dargelegt, wie sehr die Hausmeerschweinchen auf ein Leben als Haustier angepasst sind, auch wenn ihnen relativ wenig Platz zur Verfügung steht.
Leben die Hausmeerschweinchen in einer größeren Gruppe, so bilden sich Untergruppen von mehreren Weibchen mit ihren Jungen.
Dabei können Freundschaften entstehen, die ein Leben lang halten.
Die Weibchen ziehen z.B. ihre Jungen gemeinsam auf. Auf die Art und Weise wird Stress abgebaut.

Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass derjenige beruhigt sein kann, der bei seinen Meerschweinchen das Cirpen so gut wie nie zu hören bekommt.
Seine Meerschweinchen stehen offenbar nicht so sehr unter Stress und brauchen nicht zu cirpen, um den Stress abzubauen.



@Petra Lahann (Artikel aus meerschweincheninnot.de / 14.07.2009)
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