Gebärmutterentzündungen - Behandlungsmöglichkeit
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Behandlung Gebärmutterentzündungen

In einer tierärztlichen Zeitschrift wurde kürzlich eine neue Behandlungsmethode für Gebärmutterentzündungen beim Meerschweinchen vorgestellt,
beruhend auf einem Fallbericht.

Üblicherweise werden Gebärmutterentzündungen zunächst mit Antibiotika behandelt.
Wenn diese nicht anschlagen bzw. es eine schwere Entzündung ist, dann bleibt nur noch eine Kastration als Alternative.
Aber die Kastration eines weiblichen Meerschweinchen ist sehr riskant und schwierig, zudem natürlich auch kostspielig.
Häufig entscheiden sich die Tierhalter dann eher für die Euthanasie in Ermangelung an vernünftigen Alternativen

Möglicherweise wird durch diese neue Therapie in Zukunft überhaupt erst eine erfolgreiche Behandlung vieler Meerschweinchen und Kaninchen ermöglicht,
wo bisher leider nur noch eine Euthanasie durchgeführt werden konnte.

Falldarstellung von A. BARON VON ENGELHARDT (Fachwörter editiert und Text gekürzt)

Am 22. 6. 2004 wurde uns ein vier Jahre altes Meerschweinchen mit blutig-schleimig-eitrigem Vaginalausfluss vorgestellt.
Im Käfig und an der Vagina fanden sich ca. 2 ml eines überwiegend klaren gallertartigen Sekretes mit blutigen und eitrigen (weißlich gelbliche Schlieren) Beimengungen.
Dieses Sekret floss auch aus der durch Daumendruck vorgelagerten Vaginalöffnung ab. Das Tier war der Besitzerin zunächst durch Apathie (Teilnahmslosigkeit) und Inappetenz (Appetitlosigkeit) aufgefallen.
Das 1,3 kg schwere Meerschweinchen fühlte sich heiß an, die Körpertemperatur befand sich jedoch mit 39,6 °C im Normalbereich.
Der Magen konnte als mandarinengroßes Organ im Hinterteil ertastet werden und füllte sich weich und nur leicht aufgebläht an.
Das Meerschweinchen reagierte auf das Abtasten und Drücken nicht mit einer Schmerzreaktion.
Atmung (Atemfrequenz ca. 60/min) und Herztöne (Herzfrequenz ca. 280 min) waren unauffällig.

Aus finanziellen Gründen wünschten die Besitzer keine Operation (Kastration).
Deshalb wurde alternativ eine Behandlung mit dem Präparat Alizin (Virbac, Bad Oldesloe) vorgeschlagen.
Dem Hersteller Virbac war bis zu diesem Zeitpunkt keine Behandlung eines Meerschweinchens mit diesem Präparat bekannt.

Das Meerschweinchen erhielt am ersten, zweiten und achten Behandlungstag 0,43 ml Alizin subcutan unter die Haut gespritzt,
sowie täglich 0,7 ml Baytril 2,5% subcutan
und 3 x täglich eine erbsengroße Menge eines handelsüblichen Probiotikums (Bird Bene Bac).
Zwei Stunden nach der ersten Injektion fand sich in dem gereinigten Käfig der Abgang von ca 2-3 ml eines Sekretes, das zur einen Hälfte eitrig-flockig zur anderen Hälfte gallertartig klar war.

Das Meerschweinchen blieb drei Tage unter Beobachtung.
Am nächsten Tag hatte sich das Allgemeinbefinden deutlich verbessert. Die Temperatur betrug 37,9 Grad.

Das Meerschweinchen zeigte ein normales Essverhalten, rupfte am Heu und zeigte ein neugieriges Erkundungsverhalten.
Jedoch wurde vermehrt Stuhl abgesetzt, wobei die jeweils abgesetzten Portionen dieselbe Grundmasse einzelner Köttel hatte.
Der Feuchtigkeitsgehalt war jedoch insgesamt höher.
Der Stuhl war in Farbe, Form und Konsistenz vergleichbar mit einem frischen Kuhfladen.

Am zweiten Behandlungstag wurde kein neues Sekret aufgefunden.
In der dritten Nacht nach der Behandlung wurde eine große Menge Flüssigkeit abgesetzt.
Die Ausscheidungen wurden vom Zellstoff aufgesaugt und sind vermutlich auf einen verstärkten Harnabsatz zurückzuführen.
Leider ließ sich nicht mehr bestimmen, ob diese Ausscheidungen weitere Anteile von eitrigem Sekret enthielten.
Das gute Allgemeinbefinden hielt unverändert an.

Quelle: Praktischer Tierarzt 87: 1,14-17 (2006), Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; ISSN 0032-681



@Petra Lahann (Artikel aus meerschweincheninnot.de / 14.07.2009)
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