OD - Satinkrankheit
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Was ist die OD = Osteodythrophie?

Übersetzt aus dem Griechischen heißt Osteo = Knochen und Dythrophie = Unterernährung, also die Knochen sind sozusagen unterernährt. Speziell handelt es sich hier um eine Stoffwechselerkrankung der Knochen. Normalerweise findet im Skelett ein ständiger Auf- und Abbau der Knochensubstanz, speziell von Kalzium und Phosphor, statt. Bei der Osteodystrophie wird den Knochen zwar das Kalzium entzogen, jedoch kein Neues eingebaut. Dessen Platz wird durch weniger stabiles Fasergewebe ersetzt, sodass die Knochen aufgetrieben werden und das Skelett weich und instabil wird.

Vor einigen Jahren stellte sich heraus, dass Satinmeerschweinchen gehäuft an dieser Osteodystrophie erkranken, aber auch andere Tiere ohne Satin-Gen sind betroffen, nur eher sehr selten. Es scheint also hauptsächlich eine Krankheit bestimmter Zuchten und Linien zu sein und sie ist höchstwahrscheinlich nicht direkt an das Satin-Gen gekoppelt. Dennoch sind die Ursache und der genaue Erbzusammenhang bis heute nicht geklärt.

Aber es ist definitiv eine erblich bedingte Krankheit und sie kommt vor allem in den Satinzuchtlinien vor.


Satintiere sind übrigens Tiere, deren Haare innen hohl sind, bedingt durch einen rezessiv ererbten Satinfaktor. Die Haare wirken dünn und glänzen. Neben den hohlen Haaren sind viele Satintiere auch generell eher zart gebaut.


Wenn man also ein Satinmeerschweinchen besitzt, kann es die Krankheit bekommen, aber es muss nicht. Es scheint abhängig von der Zuchtlinie zu sein, aus der das Tier stammt. Leider gab es früher sehr viel Vermischung, sodass es keinen rechten Überblick mehr gibt, wer wann und wo mit wem verwandt ist und zu welcher Linie gehört.
Symptome

Die Krankheit zeigt sich meist erst in einem Alter von 1-2 Jahren.

Bei manchen Satinmeerschweinchen sind vor allem die Oberschenkelknochen betroffen, bei anderen Schädel und Kiefer.

Das bedeutet, die einen haben zunächst Schwierigkeiten beim Laufen und versuchen in der Ruhephase die Hinterbeine zu entlasten. Die Tiere hoppeln oder brechen sich gar ein Bein (weil der Knochen so porös ist). Später ziehen sie die Hinterbeine nur noch hinter sich her oder sind komplett gelähmt.

Andere wiederum haben Problem beim Fressen. Im Anfangsstadium bemerkt man an den Tieren Gewichtsabnahme bei normalem Fressverhalten, dann bevorzugen sie hauptsächlich Weichfutter und stellen irgendwann das Fressen komplett ein, weil sie mit dem Kieferknochen nicht mehr hauen können.

Bei vielen tritt beides gleichzeitig auf oder das eine gefolgt vom anderen.

Bisher bekannte Ursachen (Fütterungsfehler, Leber- und Nierenerkrankungen, Mangel an Sonnenlicht) konnten bei den untersuchten Satinmeerschweinchen ausgeschlossen werden.
Diagnose

1. Röntgen der Hüftgelenke in Rückenlage und Röntgen des Schädels in zwei Ebenen (seitlich und von oben). Dies kann bei Satintieren auch vorsorglich ab einem Alter von einem Jahr im jährlichen Abstand gemacht werden.

2. Blutuntersuchung: erniedrigter Kalzium- (8,2 - 12,0 mg/dl) und erhöhter Phosphorgehalt (3,0 - 7,6 mg/dl) sowie eine deutliche Erhöhung der alkalischen Phosphatase (55 - 108 iU/l) im Blut (normale Blutwerte nach Hillyer/Quesenberry).

Aussagekräftig sind zunächst die Röntgenbilder, man findet eine Änderung der Blutparameter erst nach dem Auftreten klinischer Symptome. Im Röntgenbild sind als erste Verdachtsmomente die sonst deutlich gezeichneten Ränder der Knochen verschwunden oder nur verschwommen sichtbar. Wenn Satintiere keine Veränderungen zeigen, sollen sie erst im Alter von etwa einem Jahr geröntgt werden.
Prognose

Die Prognose bei dieser Krankheit ist denkbar schlecht. Die Krankheit schreitet mal schneller mal langsamer voran. Wenn nur die Beine betroffen sind, geht es meist langsamer und die Tiere leben noch etwas länger (einige Wochen/Monate). Wenn die Kieferknochen betroffen sind und sich auflösen, dann geht es sehr schnell. Dennoch, egal ob langsam oder schnell, es geht bei dieser Krankheit unweigerlich dem Ende entgegen, wenn sich erste Symptome zeigen. Nach der Diagnose bleibt das Zuschauen, Abwarten und Schmerzmittel verabreichen, wenn leichte Kau- oder Bewegungseinschränkungen zu bemerken sind. So kann man die Lebensqualität noch eine Weile halten. Aber auf jeden Fall muss man sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass der letzte Liebesdienst an diesem Tier der sein wird, dass man es rechtzeitig von seinem Leiden erlöst und es weder gelähmt herumliegen lässt, noch vor der vollen Heuraufe verhungern lässt, weil es nicht mehr kauen kann, obwohl es fressen will. Wenn das Schmerzmittel nicht mehr wirkt, muss man das Tier von einem Tierarzt erlösen lassen.



Behandlung mit Spenglersan Kolloid R

Auf der Suche nach Behandlungsmöglichkeiten findet man bei der traditionellen Veterinärmedizin rein gar nichts außer der kurzzeitigen Behandlung mit Schmerzmittel bis zum Ende/Euthanasie.

Wenn man ganzheitlich auf dem Naturheilkundesektor schaut, dann gibt es zumindest das Mittel Spenglersan Kolloid R, das man rezeptfrei in jeder Apotheke bekommt und das eine Behandlungsmöglichkeit darstellt. Es ist ein Arthrosemittel aus der Naturheilkunde. Es arbeitet auf homöopathische Basis und wird angewandt bei Gicht, Arthrosen, Arthritis, Rheuma, Neuralgien und Ischias.

Es ist das einzige Mittel, das mir bekannt ist, das zumindest in einigen Fällen die Osteodythrophie zu lindern, aufzuhalten oder gar zu heilen vermag. Die Anwendung ist relativ einfach. Ein bis drei Tropfen werden dem Tier ein- bis zweimal Tag hinters Ohr auf die kahle Stelle gestrichen und eingerieben. Wie es wirkt, ist unklar, aber es scheint in einige Fälle zu helfen, vor allem in den Fällen, in denen es frühzeitig nach den ersten Symptomen eingesetzt wird.

Natürlich gibt es keine Garantie. Ich kenne Fälle, wo es nicht geholfen hat, Fälle, wo der Verlauf der Krankheit abgeschwächt und verlangsamt wurde, sodass sie noch ein weiteres gutes Jahr leben konnte ohne große Schmerzen. Fälle, wo die Symptome besser wurden und der Krankheitsverlauf stagnierte und Fälle, wo die Krankheit, samt Symptomen ganz verschwunden ist.

Aber auch wenn man nichts von Homöopathie hält, es gibt nur dies eine Mittel, um überhaupt etwas zu tun, abgesehen natürlich von Schmerzmittelgaben und Zugucken. Einen Versuch ist es wert.
Schlusswort

Niemand wünscht sich so eine Krankheit bei seinen Tieren und auch nicht bei sich selbst natürlich. Dafür ist sie zu grausam. Verhindern könnte man das Ganze eventuell nur dadurch, dass man einfach keine Satintiere mehr züchtet oder nur dann mit Tieren aus wirklich 100% gesunden Zuchten. Aber wie schon erwähnt, es fehlt der Überblick über die Satinzuchtlinien, weil früher alles gemischt wurde. Also wo findet man die 100% gesunde Linie.

Schwer ist ein "Nicht-Züchten" auch deswegen, weil viele Tiere ja nur Satinträger sind und man es nicht gleich erkennt. Das eventuell kranke Satin-Gen wird dann unerkannt verteilt von Züchter A und trifft erst bei Züchter M wieder auf einen anderen Satinträger und es gibt dann Satin-Nachwuchs, der OD in sich trägt. Keiner kann dann mehr den Weg zurückverfolgen.

Und der Käufer kommt auch immer mit ins Spiel, denn er hat viel Macht und viele Züchter reagieren auf Nachfrage: Der Käufer muss sich überlegen, ob er das Tier mit glänzendem Fell unbedingt haben möchte, weil es so schön glänzt und ob das die Sache wirklich wert ist angesichts des Risikos. Denn viele Verkäufer und Massenzüchter spielen mit den Satinzuchten herum, weil die Käufer die Tiere haben wollen.



@Petra Lahann (Artikel aus meerschweincheninnot.de / 14.07.2009)
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