"Beratungsunfälle", Inzucht und Verpaarung
#6
So, nach langem vor-mich-herschieben, was ich bis zur Perfektion beherrsche, hier auch mein kleiner Ausflug ins Reich des Inzestnachwuchses.

Es begann alles mit Thelma und Louise, zwei hübsche graue Mäusedamen - unsere allerersten und in unserer Anfangszeit, in der wir unter anderem den Fehler begingen, die beiden aus einem Zooladen zu holen. Wir hatten schon alles für die Kleinen vorbereitet, es waren aber damals im Tierheim keine zu bekommen und so wurde Sev ungeduldig... naja, jedenfalls holten wir die beiden zu uns nach Hause.
Die beiden richteten sich total gemütlich ein und wir sahen ihnen gespannt zu - bis uns auffiel, daß Louise doch irgendwie unförmig gegen ihre Freundin wirkte. Ein TA brachte die Lösung: Wir hatten eine Überraschungsmaus daheim. Der Inhalt kam einige Tage später zur Welt, wir horchten sehr gespannt auf jedes noch so winzige Fiepen und überschlugen uns beinahe vor Freude, als das erste Babynäschen zu sehen war. Geplant hatten wir den Nachwuchs nicht, aber wo er schon mal da war... Nicht alle haben überlebt und die Freude bekommt einen ziemlich empfindlichen Dämpfer, wenn man die Mama eines Morgens mit einer Babypfote erwischt, die sie gerade noch auffrißt. Wahrscheinlich hat das Kleine eh nicht mehr gelebt, aber davor gruselt's mich dann wirklich. Das passierte insgesamt zweimal in diesem Wurf; zumindest haben wir es zweimal miterleben müssen. Dann gab es noch Flöckchen, den Mickerling. Flöckchen war eines jener Mäusekinder, die plötzlich in ihrer Entwicklung stehen bleiben, winzig und kränklich sind und - wie wir damals erfahren mußten - auch kaum länger als ein paar Wochen überleben. So war es auch mit Flöckchen. Nun, letztendlich blieben aus diesem Wurf sieben Mäuschen, die wir zum TA schleppten, damit uns nicht noch ein Malheur unterlaufen konnte. Der sollte die Winzlinge nach Geschlecht trennen. Klappte auch wunderbar - alle Albinos aus diesem Wurf kamen in die Mädchen-Kiste, alle farbigen Mäuse entpuppten sich als Jungs.
Also wurden beide Gruppen getrennt voneinander untergebracht; die Jungs in einem Terrarium, die Mädchen mit Mama und Tante in einem anderen. Zwei der Mädels starben sehr früh (eines davon war Flöckchen, das andere hat nie einen Namen bekommen). Kurz danach kam es zu interessanten Beobachtungen. Bisher hatten wir gedacht, Thelma wäre die Chefin im Käfig, was an ihrem Putzzwang lag - alles, was ihr unter die Nase kam, wurde blitzschnell wenigstens einmal überpoliert. Doch die jungen Weibchen, die jetzt fast so groß wie ihre Mutter waren, begannen mit Besteigorgien. Ich - die ich selbstverständlich nachgelesen hatte und natürlich überzeugt war, daß der TA sich besser auskennt als ich - sagte noch im Brustton der Überzeugung, daß das unter Weibchen nun einmal so sei und die vier ihre Rangfolgen ausfochten. Einige Wochen später schaute ich mir Louise mal genauer an. War sie nicht ziemlich ausgebeult zu beiden Seiten hin? Kurz vor einem Herzanfall nahm ich die beiden "Töchter" noch einmal unter die Lupe... bisher wenig beachtet, starrte ich fassungslos auf ein prächtiges Paar Hoden.
Es wurde hektisch im Hause Sevenah. Alle Mäuse eingepackt, ab zu einer neuen TÄ. Sie warf nur einen kurzen Blick auf die Truppe - und schon steckten alle Jungs in der Box für die Mädchen und umgekehrt. Der erste TA hatte zwar die Geschlechter richtig getrennt, aber komplett verkannt. Vielleicht hat er sich davon irritieren lassen, daß bei Mäusen die Mädchen einen Zipfel haben *räusper*
Mit einem Termin für die Kastration sind wir damals nach Hause gegangen, haben Thelma und Louise wieder mit den jetzt richtig zugeordneten Mädchen vereint und die jetzt enttarnten Jungs ins Terra verbannt. Es kam, wie es kommen mußte - der Nachwuchs erblickte das Licht der Welt; erneut mit einem Mickerling (Speedy) und mehreren Mäusen, die bereits nach wenigen Tagen / Wochen starben, ohne erkennbar krank gewesen zu sein.

Ich möchte keine Erfahrung missen, die wir bisher mit unseren Mäusen gemacht haben, auch wenn traurige darunter waren. Aber ich bin davon überzeugt, daß ich weniger frühe Todesfälle gehabt hätte, wenn die Umstände anders gewesen wären - mit weniger Streß, weniger Notfalleingriffen, weniger TA-Besuchen, einem anderen TA und vor allem ohne Zooladen mit gemischt gehaltenen Mäusen.

Liebe Grüße,
Sevenah
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RE: "Beratungsunfälle", Inzucht und Verpaarung - von Sevenah - 02.05.2008, 23:06

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