Private Notstation
#11
Ich hab da ganz hinten im Kühlschrank noch ein Glas Senf gefunden, das ich hier verteilen möchte...

Ich gestehe, ich mußte kopfschüttelnd lächeln, als ich Deinen ersten Beitrag in diesem thread las, blackfemme. Versteh mich nicht falsch. Der grundsätzliche Gedanke, Tieren helfen zu wollen und deshalb eine Notstation gründen zu wollen, ist lobenswert und bringt wieder ein wenig mehr Optimismus in diese Welt. Find ich toll!
Aber ein bißchen klang Dein Beitrag auch - und sei mir deshalb nicht böse - nach jemandem, der in der Tiermedizin oder als Tierpfleger arbeiten möchte, weil man da mit Tierbabies zu tun bekommt, die man betüddelt, mit der Flasche großzieht und im Fernsehen vorzeigen kann. Das ist ein Teil der Wahrheit. Der viel größere Teil, der aber auch dazu gehört, hat mit Stall ausmisten, Tiere einschläfern, um Tiere und ihre Gesundheit kämpfen trotz des Risikos, daß nichts gerettet werden kann, Bürokratie und Verwaltungskram und anderen unangenehmen Dingen zu tun.

Und so ist es auch als Notstation. Ich bewundere die Menschen, die die Kraft und Ausdauer dafür haben. Die sich immer wieder motivieren, Tieren in allen Lebenslagen zu helfen, den Verstand vor dem Herzen agieren zu lassen und immer wieder anpacken, obwohl es ein Faß ohne Boden ist. Es wird immer Menschen geben, die aus Unwissenheit, Desinteresse, Sadismus oder was auch immer Tiere falsch halten, quälen oder ihnen auf sonstige Weise Leid antun. Diese Menschen zu überzeugen, daß es besser wäre, ihre Tiere abzugeben, ist manchmal nicht einfach, weil sie vielleicht einfach nicht sehen, was sie ihren Tieren antun oder - noch schlimmer - das Leid zwar sehen, sich aber aus purem Egoismus nicht trennen können. Unser Hamsterzwergmädchen stammt aus einem Animal Hoarding-Fall zusammen mit 98 anderen Hamstern, die auf engstem Raum in waren Herden gehalten wurden. Und warum? Weil Hamsterbabies ja so süß sind...
Natürlich wuseln auf einer Notstation hin und wieder süße, niedliche, tapsige Babies herum, die aus unerwünschten Würfen stammen und "über" sind oder ähnliches. Aber hauptsächlich geht es darum, Tieren zu helfen, die sich nicht selbst helfen können, wie Lacris Fotos da oben eindrucksvol beweisen. Und das ist schlicht Arbeit. Die Kosten für Futter, Streu, Tierarzt und alles andere trägst allein Du, mit der Vermittlungsgebühr kommt ein kleiner Teil wieder rein. Eigentlich ist es schlimmer als ein Ehrenamt - ehrenamtliche Helfer sind selbst nicht finanziell gefordert, Du als Notstation schon, weil Du die Fehler anderer Menschen ausbügeln mußt.
Und deshalb: Es ist toll, wenn Du Dich entschließt, eine Auffangstation für in Not geratene Tiere zu gründen. Aber bevor Du das tust, gehe gut in Dich und mache Dir das Ausmaß dessen, was auf Dich zukommt, so gut wie möglich bewußt.

Vielleicht ist es auch schon mal ein Anfang, beim Tierheim anzufragen, ob eine Pfegestelle gebraucht wird? Da kannst Du dann auch gleich klären, was Du dazu tun mußt und was von Dir erwartet wird.

Liebe Grüße,
Sevenah
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#12
ich schmeiß jetzt nur mal mein TA Kosten in die Runde.......

Bis zum 1.4.2010 ca 1348,78€ davon sind bezahlt 632,53 €....
Hab vergessen zu schreiben , das das ganz normal Kosten waren ohen Pilz oder ähnliche Epidemien....
Nur der normal kleinkram, wobei der gräßte Anteil die Kastrationen sind...
Ich würd mal Deine TÄ fragen ob und wieviel und wie lange Du anschreiben darfst.......
Das war mein erster Schritt......und als Ihr OK kamm hab ich weiter gefragt; Futterhändler etc.......Ok ich gibs zu als erstes hab ich mein Mann gefragtVictory

Ansonsten kann ich mich nur Lacri voll und ganz anschließen, ich mach jetzt bald 8 Jahre Notstationarbeit und fühl mich immer noch nicht richtig vorbereitetSchulterzuck

Carmen
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#13
Hi,
was ihr alle noch nicht geschrieben habt...

Wie sehr es an den Nerven zerrt,wie ausgelaugt,kaputt und krank man ist,wenn man tagelang um Leben kämpft ..und dann doch verliert.

Ich für meinen Teil,mich hat es unendlich viele Tränen gekostet,und einige Migräneanfälle(nicht schlafen,arbeiten müssen,kaum essen usw.)

Vom Geld rede ich lieber nicht,alleine der Kaiserschnitt hat 300 Euro(mit Versorung,2 OP und die Aufzucht der Babys)gekostet,und das Geld muß man erstmal haben,bzw im ungünstigen Fall abzahlen

Dann kommen noch die Schweinchen die man kaum vermitteln kann(oder kann nur ich das nicht?),behindert oder chronisch krank..sie sind hier geblieben*uff*



Ich habe es in ganz kleinen privaten Rahmen gehalten,andere Notstationen unterstützt(weil sie keine Kapazitäten mehr hatten),oder eben Tiere genommen die nicht mehr gewollt waren..und alles nun auch bitte schnell gehen muß/soll
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#14
(06.04.2010, 14:09)Dari schrieb: was ihr alle noch nicht geschrieben habt...

Wie sehr es an den Nerven zerrt,wie ausgelaugt,kaputt und krank man ist,wenn man tagelang um Leben kämpft ..und dann doch verliert.
Stimmt... das hatte ich nicht erwähnt.

Das Paradoxe an allem: Du willst helfen, weil Du ein weiches Herz hast, musst aber hart sein im Umgang mit den Tieren und den Gegebenheiten. Wenn man so ein armes Pilzschweinchen behandelt bzw. einen Abszess spült, schreien sie vor Angst und Schmerzen, aber da müssen sie durch, weil es einfach lebensnotwendig ist.

Nach meiner ersten Behandlung habe ich danach stumpf das Schwein weiter an Männe gereicht, der es mit Gurke gefüttert hat. Fazit: Schweinchen hat friedlich gemümmelt und ich hab Rotz und Wasser geheutl und mich Tierquäler geschimft. Im Laufe der Zeit wird es besser, aber es ist trotzdem immer wieder hart. Das einzige was dann wieder Sonne bringt, ist, wenn die Tiere später gesund sind... das erste Mal popcornen, trotz der Behandlungen Futter aus der Hand holen etc.

Oder Nermal... meine Güte, das werde ich nie vergessen. Abends um 22 Uhr noch ab zum TA und mit ihm im OP stehen und assistieren... um das Tier kämpfen... und dann ist er ca. 3 Stunden später doch noch gestorben Traurig

Eigentlich besteht der größte Teil aus Arbeit, Stress und schlechtem Gewissen...
Darüber sollte man sich immer klar sein.

LG Heike
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#15
(05.04.2010, 23:27)Lacri schrieb: Quelle: Emsland-Notfall

Emsland? Krass, ich wohn im Emsland. Hab ich gar nichts von mitbekommen Traurig
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